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Ein Andachtsbuch der besonderen
Art haben der altkatholische Priester und Sozialwissenschaftler
Michael Weiße aus Deggendorf und der Berliner Künstler
Thomas Werk auf den Weg gebracht.
Gemeinsam haben sie ein sorgfältig und mit hohem Anspruch konzipiertes
und gestaltetes,
38 Seiten umfassendes Buch herausgegeben, das die 14 Stationen des
Via Lucis mit meditativen
Texten und Gebeten von Michael Weiße in Verbindung mit den
symbolhaften Kunstwerken von
Thomas Werk beinhaltet.
Dem Geleitwort von Bischof Dr. Matthias Ring, das Gedanken über
die Bedeutung und Symbolik
des Lichts im Hinblick auf die Auferstehung enthält, folgt
die Einführung der beiden Herausgeber:
Sie wollen mit den 14 Stationen des Lichtwegs dazu "einladen,
die Begegnungen des Auferstandenen
mit seinen Jüngerinnen und Jüngern auf Pfingsten hin betend
nachzugehen." Die österliche Botschaft der Auferstehung,
so die Aufforderung, solle immer wieder mit dem Herzen,
mit Sanftmut, Liebe und Kontemplation, erfasst werden.
Die einzelnen Stationen des Via Lucis sind auf jeweils einer Doppelseite
dargestellt:
1. Frauen gehen zum Grab (Mk 16,1-4), 2. Frauen hören die Osterbotschaft
(Mk 16,5-6), 3. Jesus erscheint Maria von Magdala (Joh 20,11-16),
4. Jesus sendet Maria zu den Jüngern
(Joh 20,17-18), 5. Zwei Jünger eilen zum Grab Jesu (Joh 20,1-10),
6. Jesus begleitet zwei Jünger
nach Emmaus (Lk 24,13-27), 7. Die Jünger erkennen ihn am Brotbrechen
(Lk 24,28-35),
8. Jesus erscheint den Aposteln (Joh 20,19-22), 9. Jesus begegnet
Thomas (Joh 20,24-29),
10. Jesus offenbart sich am See von Tiberias (Joh 21,1-13), 11.
Jesus prüft Simon Petrus mit einer
Frage (Joh 20,15-19), 12. Jesus sendet und segnet seine Jünger
(Mt 28,16-20),
13. Die betende Gemeinde (Apg 1,12-14), 14. Pfingsten (Apg 2,2-3).
Die Texte sind jeweils unterlegt bzw. begleitet von den teils abstrakten,
teils figürlichen
Kunstwerken von Thomas Werk. In ausgezeichneter Bildqualität
sind Zeichnungen und
Malereien sowie zwei Plastiken des Künstlers abgebildet. Es
dominiert eine sanfte,
freundliche und lichtvolle Farbgebung. Weiß, Gelb, Rot, Blau-
und Grauschattierungen
begleiten als Farbakzente die in dunklen Umrissen angedeuteten Gestalten.
Kräftige,
beschwingte und bewegte Farben verweisen auf die Dynamik der Menschenansammlungen
in
den Stationen 8 "Jesus erscheint den Aposteln" ,
13 "Die betende Gemeinde" und 14 "Pfingsten".
Kontrastreich abgesetzt dazu finden sich dunkle, schwarze bzw. braune,
Hintergründe bei den
Stationen 1 "Frauen gehen zum Grab" , 5 "Zwei Jünger
eilen zum Grab Jesu" und 7 "Die Jünger
erkennen ihn am Brotbrechen" , aus denen die abgebildeten erdfarbenen
Plastiken lichtvoll
hervortreten (1, 7) bzw. das Schwarz der Grabesdarstellung wieder
aufgenommen wird (5).
Die Kunstwerke von Thomas Werk zeichnen sich aus durch eine Reduktion
auf minimale
Form und Körperlichkeit. Sie wirken zweidimensional, schlicht,
dabei aber immer ernsthaft,
voller komplexer Symbolhaftigkeit und anrührender Ästhetik.
In ihrer vermeintlichen Einfachheit
und Stille regen sie den Betrachter an zu einer kontemplativen Auseinandersetzung
mit den Bildinhalten.
Darin unterstützen die sensiblen Texte von Michael Weiße.
Diese leiten an zur Kunstbetrachtung,
erläutern die Formensprache und Farbsymbolik der Kunstwerke,
geben Gedankenanstöße zu
Bedeutungsgehalt und Relevanz für die Gegenwart und beziehen
dabei immer den Betrachter
in seiner Individualität und seinem Christsein mit ein.
Fragen werden gestellt, Türen geöffnet, Blicke geweitet,
neue Perspektiven und Wege aufgezeigt.
Die meditativen Texte zu den einzelnen Stationen des Via lucis werden
jeweils abgeschlossen
mit einem Gebet, das Schlüsselworte und zentrale Inhalte der
vorausgehenden Betrachtung aufgreift.
Schritt für Schritt wird der Betrachter bzw. Leser des neu
erschienenen Buches so angeleitet,
sich zu einem österlichen Menschen [zu] verwandeln zu
[einem] leisen, empfindsamen und
achtsamen Menschen.
Das Rot der Liebe, das Lichtweiß der Auferstehung und das
Gold der Gottesbegegnung in den
Bildern von Thomas Werk versinnbildlichen den Weg des Lichtes von
Ostern bis Pfingsten.
Die offenen, unvollendeten Formen innerhalb der Kunstwerke verweisen
auf die Möglichkeit
der Entwicklung und die Gestaltung von Gegenwart und Zukunft; das
göttliche Kreissymbol
ist zeichenhafter Ausdruck von Harmonie und Vollendung. Immanenz
und Transzendenz
verbinden sich in dem gelungenen und überaus empfehlenswerten
Andachtsbüchlein von
Thomas Werk und Michael Weiße, das dem Ostergeheimnis auf
dem Via lucis meditativ
nachspürt und auf jeder einzelnen Seite von der Liebe und Lebendigkeit
Gottes zeugt.
Sabine Rehm-Deutinger |